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Lidl verteidigt seine PET-Flaschen-Kampagne “Kreislaufflasche” und kassiert große Kritik für umstrittene Werbung mit Günther Jauch.
Lidl startet Kampagne “Aus Liebe zur Natur” Bildrechte: Lidl Fotograf: Lidl
Es war eigentlich damit zu rechnen, dass es großen Ärger nach der neuen LIDL- Werbung zur „Kreislaufflasche“ gibt. Nachhaltigkeit ist schon lange kein Nischen-Thema mehr und so ist es eigentlich eine gute Idee von LIDL, oder?
Was ist passiert?
Unter dem Titel “Aus Liebe zur Natur” wirbt Günter Jauch aktuell für die PET-Flaschen von LIDL. In einem Video erklärt der prominente Showmaster das Recycling-System. Die Zuschauer und Zuschauerinnen können Jauch in einer sauberen Produktionshalle mit beobachten. Fröhlich und locker begleitet er den dargestellten Widerverwertungs-Kreislauf der Plastik-Flaschen. Immer wieder betont Jauch dabei die Umweltfreundlichkeit der angebotenen Einwegflaschen der LIDL Eigenmarken Saskia und Freeway. Die gesamte Kampagne basiert auf einer Studie des Heidelberger Ifeu-Instituts. Sie sollte im Auftrag von Lidl die Ökobilanz der Flaschen untersuchen. In der Anzeige werden die scheinbaren Vorteile der bei LIDL erhältlichen 1,5-Liter Flaschen angepriesen. Entscheidender Faktor für die Umweltbilanz sei hier das Volumen. Daraus ergäben sich Vorzüge gegenüber der kleineren 0,7-Liter Mehrweg-Flaschen der Genossenschaft Deutscher Brunnen. Ergebnis lautet, dass die LIDL- Einweg- PET-Flasche in der Ökobilanz besser abschneidet, als das Mehrwegsystem und käme ohne den Einsatz von Neuplastik aus. Deshalb der Begriff im Werbespot „100- Prozent- Kreislauf“.
Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält dagegen.
Die Deutsche Umwelthilfe ist von der aktuellen Werbung überhaupt nicht begeistert. Sie kritisiert die Werbeaktion und vor allem den Umgang mit der Studie in einem Bericht. Der Vorwurf seitens des DUH lautet, LIDL verschweige in der Anzeige negative Resultate. Die Ergebnisse zum Vergleich von 0,5-Liter-Flaschen bleiben sowohl im Werbevideo, als auch auf der dazugehörigen Website unerwähnt. Diese sollen laut DUH nämlich weder Vor- noch Nachteile gegenüber den 0,7-Liter Flaschen der Konkurrenz aufzeigen. Dazu soll die Ifeu- Studie teilweise älter als zehn Jahre sein. Auch das Motto „100-Prozent- Kreislauf“ bei den Einwegflaschen sei irreführend und ein „95-Prozent- Kreislauf“ eher glaubhaft. Schließlich würde es bei jedem Recyclingvorgang einen Materialschwund geben. Immerhin erkennt der Umweltverband an, dass LIDL seine Flaschen nicht verkauft, sondern sie in seinem eigenen System verwertet. Flaschen im LIDL- System werden ausschließlich mit dem Recycling- Granulat produziert. So kommt der Discounter auf einen Recycling- Anteil von 100 Prozent. Weiterhin gibt es die Kritik, dass LIDL nicht zum Vorbild geeignet sei, da das Unternehmen alle Wertschöpfungsstufen überspringt; LIDL besitzt fünf Mineralbrunnen und eigene Produktionsstätten von PET- Rohlingen.
LIDL weist Kritik an PET-Kampagne (Kreislaufflasche) zurück.
Auf die Kritik und den Vorwurf, dass die “Kreislaufflasche” von LIDL nur eine Nischenlösung sei, erwiderte das Unternehmen, dass das System der “Kreislaufflasche” einem Fünftel der PET-Flaschen in Deutschland entspreche. Bei diesem hohen Anteil kann nicht von einer Nischenlösung die Rede sein. Auch kommt die Aussage der Schwarz- Gruppe, dass die Verbesserungen des allgemeinen Mehrwegsystems beim Vergleich berücksichtigt worden seien. Weiter betont LIDL; dass für alle politischen Vorgaben die Öko- Bilanz ausschlaggebend sein müsse. LIDL hat viel investiert, bevor neue Gesetzesvorgaben in Planung waren. Die EU plant offenbar, ab 2030 eine Mehrwegquote von zehn Prozent einzuführen. Für Lidl ein harter Schlag, hatte man doch deutlich über 200 Millionen Euro in das neue Recycling- System investiert. Auch konnte man das Gewicht einer PET- Flasche von 38 auf nur noch 24,5 Gramm senken. In der EU wird aktuell über Verpackungen und Verpackungsabfälle verhandelt. Wiederverwendung soll immer höher einzustufen sein, als ein Recycling- System. Ins gleiche Horn bläst auch die deutsche Umweltministerin Lemke, die prüfen will, wie eine Mehrwegquote auf 72 Prozent angehoben werden könnte. Auch soll eine Mehrweg- Angebotspflicht ein Thema sein.
Die Kreislaufflasche ist gut!
Die “Kreislaufflasche” der Schwarz Gruppe ist doch definitiv eine gute Sache und der gesamte Prozess, dass Wertstoffe/Altflaschen optimal wiederverwertbar sind, ist der richtige Weg für die Zukunft. Allerdings sorgte die Intensität und Dimension der o.g. Lidl-Kampagne bei vielen Wettbewerben des Handels, Industrie und den o.g. Verbänden logischerweise für Emotionen. Demzufolge steht das gesamte erfolgreiche Thema rund um die Kreislaufflasche der Schwarz Gruppe nun unnötigerweise in der Öffentlichkeit am Pranger. Hier ist jetzt eine zügige Deeskalation von Nöten.
Was haltet ihr von diesem spannenden Thema? Bitte schreibt uns indes eure Meinung auf Supermarkt Inside.
Fotos: Archiv Supermarkt-Inside