Praxis-Tipps

Bedeutung der Griffe am Einkaufswagen und mehr…

Dieser Beitrag ist Teil 12 von 27 in der Serie Technik für den Lebensmitteleinzelhandel

Psychologie beim Einkaufen – Bedeutung der Griffe am Einkaufswagen und mehr…

Es gibt mittlerweile viele Studien zum Einkaufsverhalten der Verbraucher im Supermarkt. Der Einzelhandel ist immer gespannt auf neueste Studien oder Untersuchungen, um Umsatzpotentiale auszuschöpfen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist u.a. dass rund 70 Prozent aller Kaufentscheidungen nicht beim Schreiben des Einkaufszettels zuhause fallen, sondern erst spontan vor dem Regal im Supermarkt. Umso wichtiger ist immer noch die Bedeutung von guten Aktionen und Zweitplatzierungen. Wichtig sind die Spontankäufe der Verbraucher im Geschäft selbst. Das Toilettenpapier zählt zum Kaufen für den Vorrat (seit Corona verstärkte Einkäufe) wie auch die Kaffeefilter, die gleich neben dem Kaffee stehen und zum Spontankauf anregen.

„Psychotricks“ 

Viele „Psychotricks“ in einem Geschäft sind mittlerweile auch beim Konsumenten bekannt. Ob Ramsch-Ware an der Kasse oder hochwertige Artikel mehr in Augenhöhe oder in der Griffzone im Verkaufsregal. Auch ist es keine neue Erkenntnis, dass der Kunde in einem größeren Einkaufswagen eher mehr einkauft. Als in einem kleineren oder sogar nur mit einem Einkaufskorb. Die meisten Supermärkte bieten jedoch heute große, kleine und auch Einkaufskörbe an.

 

Einkaufsgriffe am Einkaufswagen sind beeinflussend….

Was sicher niemand oder zumindest kaum jemand weiß, wie wichtig sogar Einkaufsgriffe an einem Einkaufswagen sind. Besser ausgedrückt: wie sogar die Form der Haltestangen die Einkaufskraft der Kunden beeinflussen kann. Forscher des Instituts für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck haben nun  gemeinsam mit britischen Kollegen einen ganz neuen und interessanten Punkt entdeckt. Die Griffe an einem Einkaufswagen in einem Geschäft. Herausgestellt hat sich hier, dass beim Schieben die Verbraucher mit einer normalen Querstange weniger einkaufen, als wenn der Einkaufswagen Haltegriffe hat, die in der Fahrtrichtung verlaufen. Ungewohnte Griffe steigern also die Kauflust. Die Studie wurde immerhin mit 2359 Supermarktkunden durchgeführt.

Ergebnis:

Die Kunden, die einen Standard-Einkaufswagen benutzt hatten, kauften für 26 Euro ein, während es bei den Kunden mit dem umgebauten Wagen rund 34 Euro eingekauft hatten. Ein Plus von ca. 30 Prozent also. Begründung ist, wie der Konsumforschers Mathias Streicher meint:

Die normalen Einkaufswagen mit der Querstange wird mit Hilfe des Trizeps, also des Unterarm-Streckers, benutzt, der im Alltag dazu dient, Dinge vom Körper wegzuschieben. Die Forschung habe nun gezeigt, dass die Aktivierung des Trizeps meist mit Ablehnung oder auch Vermeidung assoziiert wird, Hit’n‘Spin. Beispiel- wenn Unerwünschtes durch die Gestik ausgestreckter Arme auf Abstand gehalten wird.

Bis heute haben sich Hersteller von Einkaufswagen wohl kaum darüber Gedanken gemacht…

Im Gegensatz dazu, wird bei einem Wagen mit Haltegriffen in der Laufrichtung wie bei einer Schubkarre der Bizeps eher eingesetzt wird, was eher mit Konsum und Annäherung verknüpft ist. Bis heute haben sich Hersteller von Einkaufswagen kaum darüber Gedanken gemacht. Der „normale“ Einkaufswagen hat in der Regel nur eine einzige Griffleiste. Die verläuft horizontal. Ein Wagen mit  zwei Griffen, jeweils links und rechts an der Seite, kann also vorteilhaft sein. Um die unterschiedliche Nutzung der Armmuskeln zu belegen, haben die Forscher laut ihrer Veröffentlichung im Journal of Marketing auch elektromyografische Methoden angewandt, die das elektrische Aktivierungspotenzial von Muskeln beziffern. Das schien die Theorie von Bizeps und Trizeps zu untermauern.

Innsbrucker Konsumforscher haben vor einigen Jahren bereits herausgefunden…

Mit ähnlicher Akribie hatten die Innsbrucker Konsumforscher vor einigen Jahren bereits herausgefunden, dass Supermarktkunden unterschiedlich breite Wahrnehmungsbereiche haben: Die einen sehen nur, was direkt vor ihnen steht. Andere können ganze Regale mit einem Blick erfassen. So gesehen braucht der ideale Kunde, abgesehen von einem dicken Geldbeutel, einen Blick für die Breite und eine Schubkarre als Einkaufswagen. Es ist schon interessant, wie eine kleine Änderung von Haltegriffen bei einem Einkaufswagen, einen Einfluss auf das Einkaufsverhalten von Kunden haben können.

Was haltet ihr von der ganzen Entwicklung im Real-Deal? Bitte schreibt uns indes auf Supermarkt Inside oder bei Facebook.

 

 

Fotos: Archiv Supermarkt-Inside 

 

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