Digitalisierung

Der Supermarkt von morgen: Ein Blick in die Zukunft

Dieser Beitrag ist Teil 7 von 27 in der Serie Technik für den Lebensmitteleinzelhandel

Die Digitalisierung verändert die Welt. 

adobe.stock / Maria Savenko

Diese Entwicklung lässt sich längst nicht mehr aufhalten und betrifft immer mehr Lebensbereiche. Auch das Einkaufen unterliegt dementsprechend großen Veränderungen, was vor allem dem Boom des E-Commerce geschuldet ist. Bislang ging dieser zwar an Supermärkten und der Lebensmittelbranche größtenteils vorbei, doch das wird sich in naher Zukunft ändern, sind sich Experten sicher. Somit wird das Einkaufen von morgen grundlegend anders aussehen als noch heutzutage. Es lohnt sich daher ein Blick auf den Supermarkt der Zukunft. 

Das Online-Shopping gehört für fast 90 Prozent der Deutschen mittlerweile zum ganz normalen Alltag.

 Jeweils 30 Prozent der Befragten einer Studie kaufen mindestens einmal wöchentlich, mindestens zweiwöchentlich oder mindestens einmal pro Monat online ein. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Elektronik oder Klamotten, aber immer häufiger auch um Lebensmittel. Denn die E-Food-Branche war zwar lange Zeit eher ein Nachzügler, wenn es um die Digitalisierung und den E-Commerce geht, ist mittlerweile aber die Branche mit den höchsten Wachstumsraten. Der Lebensmittelhandel findet also mehr denn je über digitale Wege statt, was nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet ist. Sie beschleunigt stattdessen eine Entwicklung, die ohnehin stattgefunden hätte; dafür jedenfalls sprechen die Zahlen. Die Wahrscheinlichkeit ist somit hoch, dass das E-Food in Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird und das bedeutet auch für die Supermärkte grundlegende Veränderungen. 

Online-Supermärkte gewinnen an Relevanz

Dass es so lange gedauert hat, bis Online-Supermärkte in Deutschland zur Normalität anstatt zu Exoten wurden, lag an verschiedenen Problemen – und nicht alle von ihnen wurden bereits gelöst. So stellt nach wie vor die sogenannte „letzte Meile“ für viele Anbieter ein Problem dar. Grüne Zahlen zu schreiben, ist daher noch für zahlreiche Online-Supermärkte schwierig, weshalb es vor allem die Kombination aus stationärem und Internethandel sind, die sich bislang durchsetzen können. Doch auch diesbezüglich wird es in den kommenden Jahren einen Wandel geben. Denn an Ideen, um die bestehenden Probleme zu lösen, mangelt es nicht. Je rentabler dadurch die Geschäftsmodelle werden, desto attraktiver wird der Online-Supermarkt aus Anbietersicht.

Also wird es mehr Investitionen geben, was wiederum die Attraktivität aus Kundensicht erhöht. So entsteht eine Aufwärtsspirale, welche die E-Food-Branche zu einer der vielversprechendsten Branchen im E-Commerce macht, und zwar schon jetzt. Unbestritten ist daher, dass der Supermarkt der Zukunft auch online sein wird. Unklar ist aber, ob diese Online-Supermärkte den stationären Handel komplett ablösen werden. 

Perspektiven für den stationären Supermarkt

Es handelt sich um eine Frage, die zum jetzigen Zeitpunkt niemand mit Sicherheit beantworten kann. Denn ihre Antwort wird von vielen verschiedenen Faktoren abhängen. Erst einmal gilt es, für die bereits erwähnten Probleme des Online-Handels wie die „letzte Meile“ tragfähige Lösungen zu finden, damit die geschilderte Aufwärtsspirale überhaupt entstehen kann. Erst dann ist der Online-Supermarkt eine potenzielle Konkurrenz für den stationären Handel. Doch auch dieser wird mit der Zeit gehen müssen, um im neuen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können. Viele Menschen wissen nach wie vor die Vorteile des klassischen Supermarkts zu schätzen, allen voran die Möglichkeit, die Waren vor dem Kauf anzusehen, anzufassen und auf ihre Qualität zu überprüfen. Auch Spontankäufe sind – zumindest bislang – nur im stationären Handel möglich. Es ist daher zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich, dass dieser tatsächlich aussterben wird. Doch sicher ist, dass auch der Einkauf im klassischen Supermarkt zukünftig „anders“ aussehen wird als bisher.

Szenarien, die viel diskutiert und als wahrscheinlich angesehen werden, sind zum Beispiel:

  • Services an der Theke könnten durch innovative Technologien effizienter gestaltet werden. So soll es durch Tiefenkameras möglich werden, dass der Verkäufer genauestens erkennt, worauf der Kunde zeigt. Auch könnten die Technologien dabei helfen, dem Käufer auf einen Blick mehr Informationen über die jeweiligen Waren bereitzustellen und die Produkte grammgenau abzumessen. 
  • Die Nutzung von Apps während dem Einkauf, die verschiedene Funktionen erfüllen können, wird immer wichtiger. Sie geben beispielsweise tiefergehende Informationen zum Produkt, zu dessen Herkunft und Inhaltsstoffen. Aber auch Treueprogramme, digitale Einkaufswagen und vieles mehr ist durch die Kombination von stationärem Handel mit mobiler App denkbar.
  • Der Einkaufswagen ist ein wichtiges Stichwort. Denn er könnte zukünftig zum „SmartCart“ werden, der automatisch den Inhalt mit der Einkaufsliste der Kunden abgleicht. Schnittstellen könnten dafür zum Beispiel USB-Sticks, ein Touchscreen oder eben die Anbindung an eine App sein. 
  • Die Schlangen an der Kasse sind für viele Menschen ein Beweggrund, stattdessen im Internet zu bestellen. Supermärkte werden daher auch an dieser Stelle ansetzen, um den stationären Handel attraktiver zu machen. Hierfür kommen immer häufiger automatische Kassensysteme zum Einsatz, sodass mehr Kunden gleichzeitig ihre Waren bezahlen können – bei geringerem Personalbedarf. Zukünftig sollen diese Systeme weiter verbessert werden. So könnten RFID-Schleusen eingesetzt werden, wodurch die Kunden oder Kassierer nicht mehr jedes Produkt einzeln einscannen müssen, sondern diese automatisch erkannt werden.
  • Die Bezahlung wird zudem bargeldlos und vermehrt auch kontaktlos stattfinden. Sei es mit der Bankkarte, per Smartphone oder sogar mit Fingerabdruck: Entsprechende Technologien existieren bereits und werden stetig weiterentwickelt. Noch fehlt es jedoch an flächendeckender Akzeptanz oder den notwendigen Endgeräten, damit diese das klassische Bezahlen an der Kasse ablösen. Doch auch das wird sich in Zukunft ändern. 
  • Diese zunehmende Automatisierung könnte dazu führen, dass Supermärkte zukünftig durchgehend geöffnet sind und die Kunden somit nach Authentifizierung, beispielsweise durch den Personalausweis, auch in der Nacht, an Sonn- oder Feiertagen einkaufen können. 

Zuletzt wird sich hinter den Kulissen viel ändern,

vom Lebensmittelanbau über den Transport bis hin zum Kundenservice. Es gilt also, die Supermärkte nicht nur oberflächlich an die Veränderungen anzupassen und beispielsweise durch einen Online-Shop zu ergänzen. Um weiterhin am Markt bestehen zu können, wird es stattdessen notwendig sein, den Supermarkt grundlegend neu zu denken und dabei innovative Konzepte sowohl im stationären Handel als auch im E-Food-Bereich und bezüglich ihrer Kombinationsmöglichkeiten zu entwickeln. 

Voraussetzungen, um den Wandel zu meistern

Dass die Digitalisierung vor allem im Food-Bereich in den vergangenen Jahren eher langsam voranschritt, lag an gewissen Hürden. Diese gibt es nicht nur im Bereich der Online-Supermärkte wie der bereits erwähnten „letzten Meile“. Auch der stationäre Handel hat (noch) nicht die Infrastruktur, die er für einen grundlegenden Wandel bräuchte. Das beginnt einerseits im großen Rahmen, sprich der Wandel muss auch auf Ebene der Städte im Rahmen einer zukunftsgerichteten Stadtentwicklung ermöglicht werden. Das bedeutet zum Beispiel, neue Gewerbegebiete zu schaffen. Gewerbegebiete, die zukunftsfähig sind und beispielsweise für die Kunden attraktive Standorte bedeuten, die gegen die Vorteile des Online-Handels bestehen können. Oder Standorte, die eine smarte Vernetzung für eine bessere Logistik ermöglichen. Kooperation ist daher ein wichtiges Stichwort, wenn es um den Fortbestand der klassischen Supermärkte geht.

Das gilt auch auf einer Unternehmensebene, sprich die Supermärkte, Online-Dienstleister, Transportdienste & Co müssen zukünftig enger zusammenarbeiten, um Probleme wie die „letzte Meile“ lösen zu können und dadurch rentable Geschäftsmodelle zwischen stationärem und Online-Handel für die Zukunft zu entwickeln. Und zuletzt gilt es, die Akzeptanz dieser neuen Einkaufsmöglichkeiten und Technologien bei den Kunden zu erhöhen. Noch ist die Skepsis nämlich groß, wenn es beispielsweise um das digitale Bezahlen geht. Die Kunden fürchten vor allem um ihre Daten, sprich sie möchten durch den Wandel zwar profitieren, aber nicht „gläsern“ werden. Es gilt daher, ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, damit sie bereit sind, die neuen Angebote auszuprobieren und dauerhaft zu nutzen – und dadurch die Entwicklung weiter voranzutreiben. 

adobe.stock / rh2010

Fazit:

Es sind also noch mehrere Hürden zu meistern, wenn es um den Supermarkt von morgen geht. Aufhalten lässt sich diese Entwicklung jedoch nicht mehr und wenn diese  „richtig“ umgesetzt wird, können davon schlussendlich alle profitieren: die Supermärkte, die Städte, die Online-Händler, aber vor allem die Kunden. Vieles wird sich also verändern, aber einiges wird auch gleich bleiben. Das betrifft vor allem die Gewohnheiten und Vorlieben der Kunden. Wenn der stationäre Handel die Entwicklung also nicht verschläft, ist sein Aussterben eher unwahrscheinlich; zumindest in näherer Zukunft. Es gilt daher, frühzeitig und richtig zu handeln, beispielsweise durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder Kooperation mit Städten, anderen Unternehmen & Co. Dann ist die Digitalisierung mehr Chance als Risiko. 

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Bilder: Archiv Supermarkt-Inside und wie gekennzeichnet.

Beitragsbild: Erste digitale Bahnhofslebensmittelmarkt Deutschlands E 24/7 Foto: Edeka/DB

 

 

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