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Brexit bereitet schlaflose Nächte in der Lebensmittelbranche

Dieser Beitrag ist Teil 2 von 9 in der Serie Europa

Britische Händler bangen vor Chaos durch den Brexit

Alle sind in Aufruhr! Denn die Premierministerin ist im Unterhaus mit ihrem Austrittsabkommen gescheitert. Jetzt verbleiben noch gute zwei Monate, bis Großbritannien aus der EU austreten wird. Dieser harte Brexit beinhaltet auch viele Veränderungen für die Lebensmittelbranche. Deswegen versuchen die führenden Lebensmittelhändler sich alle irgendwie auf das Chaos vorzubereiten, bzw. durch Maßnahmen den zu erwartenden Schwierigkeiten vorzubeugen. Dabei spielt keiner wirklich mit offenen Karten. Jeder versucht für sich, einen Notfallplan zu erstellen.

Vorsorgemaßnahmen von Tesco & Co

Bei Tesco sind Krisensitzungen mit den Lieferanten seit Wochen an der Tagesordnung. Die große Frage für CEO David Lewis ist, wie die Ware effizienter bevorratet werden kann. Marks & Spencer plant vermehrt Artikel mit längerem Mindesthaltbarkeitsdatum einzulisten. Das alles sieht Mike Coup, Vorstandschef von J Sainsbury, kritisch. Denn er glaubt nicht daran, dass die Händler wirklich effektiv bevorraten können. Und der Politologe David Collins hält die Notfallpläne sowieso für übertrieben. Doch das sieht der Arbeitgeberverband Confederation of Business Industry (CBI) anders. Genauso wie Studien des Handelsverbands British Retail Consortium (BRC) düstere Wolken an den Lebensmittelhimmel aufziehen lassen.

Die harten Fakten des Brexits

Im Falle eines Brexits besagen Studien von BRC, dass die Zolltarife auf Food-Importe aus der EU im Schnitt um rund 22 Prozent steigen werden. Dadurch, dass Großbritannien ungefähr 40 Prozent seiner Lebensmittel importiert, wovon rund 65 Prozent aus der EU kommen, wird dies unweigerlich zu einer Preisinflation kommen. Außerdem rechnet BRC-Chefin Helen Dickinson mit einem Chaos bei der Zollabfertigung. Wodurch es zu einem Lieferengpass bei den Waren, vor allem natürlich bei Frisch- und Kühlware kommen wird. Und CBI sieht das nicht entspannter. Hier rechnet man mit einem Rückgang des Bruttosozialproduktes um acht Prozent. Außerdem fürchten sie um Einbußen von Hunderttausenden Arbeitsplätzen.

Aldi und Lidl UK planen weitsichtig

Auch unsere deutschen Discounter sehen durch den Brexit große Veränderungen auf sich zukommen. Beide stellen sich im Prinzip jetzt schon auf eine Rezession ein. Schätzungsweise ein Viertel ihres Sortimentes importieren sie. Aber exklusive Vereinbarungen mit einheimischen Produzenten sind anscheinend bereits abgeschlossen, damit die Versorgung mit Frischeprodukten gewährleistet wird. Und eine Rezession kann ja für die Lebensmittelbranche auch mehr Kunden bedeuten, wenn das Essen Gehen zu teuer wird. So werden Fertiggerichte schon vermehrt ins Sortiment aufgenommen und an den besten Plätzen im Markt positioniert.

Und nachdem die Verbraucher anscheinend schon Hamsterkäufe tätigen und die Polizei sich auf Streitigkeiten zwischen Kunden im Markt einstellt, ist das vielleicht auch der richtige Weg. Oder wird es angesichts solcher Horrorszenarien doch erst gar nicht zum Brexit kommen? Schreibt uns bei Supermarkt Inside oder auf Facebook, wie ihr die Entwicklung bei unserem englischen Nachbarn seht.

Fotos: Archiv Supermarkt-Inside

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