Duale Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn

Zappka eröffnet ersten Grab & Go Store in Deutschland

Dieser Beitrag ist Teil 57 von 73 in der Serie Internationale Händler

von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher 16.08.2022 / DHBW Heilbron,

Amazon eröffnete im Jahr 2016 den ersten Grab & Go Store in Seattle, jetzt kommt Zappka nach Deutschland

Die sogenannte Just Walkout-Technologie ermöglicht durch KI (Bilderkennung), Computer Fusion und Sensor Fusion in den Regalen ein reibungsloses Einkaufserlebnis (‚frictionless shopping‘) für die Kund:innen. Es dauerte einige Jahre bis die Technologie mit weiteren Technologie-Anbietern und Händlern auch in Europa Einzug gehalten hat.

Zappka betreibt mittlerweile 50 Smart Stores 24/7

Der polnische Convenience Händler Zappka betreibt mittlerweile 50 Smart Stores 24/7 mit der Grab & Go-Technologie von AIFI in Polen und ist damit Marktführer in Europa. Mit seinem ersten Store im Tesla Werk bei Berlin mit Grab & Go Technologie im August 2022 wagt Zappka den Markteintritt in Deutschland und könnte somit ein disruptives Ereignis für die Grab & Go Technologie in Deutschland sein.

Żabka stationärer Markt in Polen

In Deutschland bisher nur 3 Tests

Auch wenn es zurzeit eine sehr dynamische Entwicklung von Smart Store 24/7-Konzepten in Europa gibt, zeigen sich etablierte Händler und Start-ups in der Entwicklung im Bereich der Grab & Go-Konzepte gerade in Deutschland noch sehr zurückhaltend (siehe Abbildung 2).

Smart Stores 24/7 – Überblick
Grafik: DHBW von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher / Eigene Darstellung, Stand: Juli 2022

Grab & Go Stores in Deutschland:

Bisher werden Grab & Go Stores in Deutschland nur von Rewe in Köln (zweiter Store wird in Berlin z. Zt. umgesetzt), Netto MD in München und auf dem Bildungscampus in Heilbronn (shop.box) betrieben. Diese sind jedoch bisher nur als Tests zu bezeichnen und scheinen von einem Roll-out noch weit entfernt zu sein.

Rewe und Netto MD nutzen die Grab & Go Technologie auch nicht als unbemannte 24/7-Lösung, sondern als eine alternative Zahlungsmethode neben dem normalen Kassen-Checkout und dem Kassen-Selfcheckout (SCO). Beide Stores werden durchgängig mit Personal betrieben und haben auch normale Öffnungszeiten. Die shop.box in Heilbronn hingegen ist ein unbemannter 24/7 Store.

Foto: Rewe

Weitere Tests der Technologie sind von einigen deutschen Händlern jedoch bereits in der Planung:

Der neu eröffnete Kübler Go in Stuttgart funktioniert bisher mithilfe von Kassen-Self-Checkout, hat aber angekündigt, dass während des laufenden Betriebs eine KI angelernt wird und der Store ab Spätsommer 2022 als Grab & Go Store mit der Technologie von Walkout Technologies betrieben werden soll.

Ebenfalls ab Spätsommer 2022 soll der neue Rewe Pick & Go in Berlin mit Trigo-Technologie auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Zudem hat Rewe zusammen mit Lekkerland geplant, einen Grab & Go Store unter der Marke Rewe To Go mit dem Technologie-Partner AIFI zu eröffnen.

In Europa (v.a. UK) bereits über 15 Tests, tlw. bereits im Rollout-Modus

In Europa gibt es noch zahlreiche weitere Tests (siehe Abbildung 3) die zeigen, dass ein Rollout des Grab & Go Konzeptes möglich ist. Neben Zappka in Polen sind auch Boxy in Frankreich (27 Stores) und Amazon Fresh in UK (19 Stores) bereits im Rollout-Modus. Die restlichen Betreiber von Grab & Go Stores befinden sich aber mit jeweils einem oder zwei Stores noch in der Testphase.

Grafik: DHBW von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher / Eigene Darstellung, Stand: Juli 2022

Neben der Vielzahl an Betreibern von Grab & Go Stores ist auch die Zahl der technologischen Anbieter für das Konzept deutlich gewachsen:

Grafik: DHBW von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher

AIFI und Trigo sind dabei die am weitesten verbreiteten Anbieter, die jeweils mehr als zwei unterschiedliche Betreiber mit ihrer Technologie ausstatten.

Warum sind die Händler in Deutschland noch zögerlich?

Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Kund:innen in Deutschland bei der Nutzung und Akzeptanz neuer Technologien zurückhaltender. Daher ist mit einem zügigen Rollout der Betreiber in Deutschland nicht zu rechnen. Die Anzahl an Tests der Konzepte (Kübler Go und Rewe/Lekkerland bereits angekündigt) wird jedoch ansteigen. Der Blick nach England und Polen kann uns dabei zeigen, wo ‚die Reise hingehen‘ kann. Eine spannende Frage ist, ob die Grab & Go Technologie für unbemannte und somit autonome Smart Stores 24/7 genutzt werden wird (Zabka, shop.box) oder eher als eine alternative Zahlungsmethode in bestehenden Märkten (Rewe Pick & Go, Netto MD Pick & Go) eingeführt wird.

Die Durchdringung von neuen technologischen Entwicklungen dauert in Deutschland i. d. R. etwas länger und findet mit zeitlicher Verzögerung statt. But the Future happens also in Germany… sooner or later.

Was haltet ihr von diesem  Thema? Bitte schreibt uns indes eure Meinung auf Supermarkt Inside.

 

Content und Grafiken von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher vom 16.8.2022 aus dem Blog der DHBW Heilbron.

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