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Soll die “Selbstbedienung” aus Müllcontainern nun bald legal sein?

Dieser Beitrag ist Teil 4 von 5 in der Serie Containern

Elf Millionen Tonnen Essen/Lebensmittel werden jährlich in Deutschland weggeworfen – Soll die “Selbstbedienung” aus den Müllcontainern der Supermärkte nun bald legal sein?

Ein neuer Vorstoß vom Landwirtschaftsminister Özdemir. Das sogenannte  Containern aus den Müllcontainern der Supermärkte soll bald nicht mehr bestraft werden. Containern oder Mülltauchen (engl. dumpster diving, daher auch Dumpstern) bezeichnet die Mitnahme weggeworfener Waren (meistens Lebensmittel) aus Abfallcontainern. Das Argument des Ministers,  für eine Gesetzesänderung lautet, dass die Menschen, die Containern, sogar meist noch genießbare Lebensmittel „retten“. Wer also zum Beispiel noch verzehrfähige Lebensmittel aus Abfallbehältern vor den Supermärkten retten will, sollte dafür nicht mehr strafrechtlich belangt werden. Aktuell ist es noch so, dass Containern nach geltender Rechtslage strafbar ist und ein Diebstahldelikt darstellt. Vor ca. zwei Jahren lehnte das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde von zwei Studentinnen ab und bestätigte die aktuelle Gesetzeslage , dass Containern  verboten bliebe. Der Gesetzgeber dürfe grundsätzlich auch das Eigentum an wirtschaftlich wertlosen Sachen strafrechtlich schützen, teilte das Bundesverfassungsgericht mit. Wenn jemand also verschrumpelte Karotten aus dem Müllcontainer eines Supermarktes „rettet“ – dann hat er oder sie laut Gesetz gestohlen.

Insgesamt landen pro Jahr in Deutschland rund elf Millionen Tonnen Essen/Lebensmittel  in den Müllcontainern…

Es gibt sicher viele „Für“ und „Wider“ zum neuen Vorschlag Özdemirs. Das „Für“ ist eindeutig, da Millionen Tonnen Lebensmittel immer noch jedes Jahr in die Mülltonnen wandern. Dabei sind die meisten Lebensmittel noch genießbar und haben sehr häufig nur ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum. Deshalb sagen auch viele in der Politik, dass eher seitens des Handels mehr getan müsse, um das „Wegwerfen“ noch essbarer Produkte, zu vermeiden. Oft denken immer noch viele Verbraucher und Verbraucherinnen, dass Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ungenießbar seien. Das ist bei den meisten Produkten nicht der Fall. Deshalb gibt es auch schon Vorschläge aus CDU- Reihen, auf einigen Produkten nur noch das Produktionsdatum anzuzeigen.

Der LEH und die Tafel haben schon viel bewegt!

Allerdings hat der Lebensmitteleinzelhandel in den letzten Jahren zu diesem Thema schon sehr viel bewegt. Durch vielfältige Kooperationen wie z.b. mit den Tafeln oder mit to good to go konnten große Kanäle zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung geschaffen und genutzt werden.

Fakt ist auf jeden Fall, dass man aus vielen „abgelaufenen“ Lebensmitteln, noch tolle und leckere Gerichte zubereiten kann. Hier gibt es bereits seit langem, tolle Rezepte dazu auf verschiedenen Seiten der deutschen Krankenkassen. Es muss also den Menschen auch viel mehr die Angst genommen werden, dass man „abgelaufene“ Lebensmittel nicht mehr essen kann. Aufklärung tut not. Neben den aufgeführten Punkten, ist auch die Belastung der Umwelt durch weggeworfene Artikel ziemlich groß.

Vorbild Nachbarland Frankreich.

Seit drei Jahren dürfen in Frankreich Supermärkte Lebensmittel nicht mehr einfach wegschmeißen. Bisher gibt es seit 2019 dazu nur gute Infos zu vermelden. Die Tafeln erhalten deutlich mehr Essen, als vor der Gesetzesänderung. Frankreich ist das erste Land weltweit, das die Lebensmittelverschwendung offiziell unter Strafe gestellt hat. Pro Vergehen droht eine Geldstrafe von 3750 Euro, falls es hier eine Anklage gibt. Bisher ist es in Deutschland so, dass die meisten Supermarktbetreiber keine Anzeige erstellt, wenn sich jemand aus dem Müllcontainer Waren herausnimmt.

Aber es gibt es auch wieder Andere, die ihren Markt und das Gelände einzäunen und sogar Überwachungskameras aufstellen. Dabei ist auch die Gefahr, dass sogenannte Mülltaucher und -taucherinnen dann verbotener maßen  häufig private Grundstücke, betreten oder Schlösser aufbrechen. Hier kommt laut Gesetzt neben dem Diebstahl sogar noch Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung hinzu.

Immerhin hat sich die Politik zu dieser ganzen Thematik ein anderes Ziel gesetzt:

Müllcontainern: Bis 2030 sollen in Deutschland nur noch halb so viele Lebensmittel weggeworfen werden wie aktuell oder im letzten Jahr. Abfall zu vermeiden ist viel besser, als ihn hinterher wieder aus der Mülltonne zu holen. Darin sind sich alle einig. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Was haltet ihr von diesem spannenden Thema?  Bitte schreibt uns indes eure Meinung auf Supermarkt Inside.

Fotos: Archiv Supermarkt-Inside

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