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Steht der “Kassen-Crash” im LEH unmittelbar bevor?

Dieser Beitrag ist Teil 36 von 73 in der Serie Kasse machen

Kassen bereiten dem Handel schlaflose Nächte

Bereits letztes Jahr haben wir über das leidige Thema Kassen und IT-Nachrüstung berichtet. Es geht um die staatlich verordnete Kassennachrüstung. Festgehalten wurde alles in einem Kassengesetz. Dies soll den Staat vor Umsatzsteuerbetrug schützen. Angeblich kostet der Betrug den Fiskus jedes Jahr Einbußen in Milliardenhöhe. Von daher also durchaus verständlich, dass die Regierung hier einen Riegel vorschieben will. Aber Theorie und Praxis liegen wie so oft meilenweit voneinander entfernt. Denn das Problem ist, dass es nach wie vor kaum technische Lösungen gibt, die die Umstellung realisierbar machen. Das Gesetz sieht eine zertifizierte technische Sicherheitseinrichtung vor. Entweder an jeder Kasse oder aber am Bondrucker mit Hardware. Dies erfolgt dann zum Beispiel per USB-Dongle oder SD-Karte. Während die dezentrale Lösung so aussehen würde, gibt es noch eine zentrale Lösung. Dabei sollen Server in der Zentrale oder in der Cloud genutzt werden. Die meisten Händler bevorzugen diese Variante.

Systeme für Kassen stecken immer noch in den Kinderschuhen

Aber genau hier liegt das Problem. Bei den dezentralen Lösungen gibt es inzwischen immerhin zwei Varianten, die von der Behörde BSI zertifiziert sind. Die eine stammt von Swissbit, die andere von Cryptovision. Bei der, von den Händlern bevorzugten zentralen Lösungen, gibt es allerdings immer noch kein zertifiziertes System. Schlecht, denn der Fiskus verlangt eine Umsetzung bis zum 30. September 2020. Und hier will die Regierung auch nicht mit sich reden lassen. Denn ursprünglich sollte die IT-Nachrüstung der Kassen bereits bis zum Ende des Jahres 2019 erfolgen. Der Staat findet, dem Handel mit der neunmonatigen Fristverlängerung genügend Entgegenkommen gezeigt zu haben. Aber die Realität schaut nun mal anders aus. Und dann macht auch noch Corona der gesamten Branche zu schaffen.

Corona bremst Umstellung der Kassen aus

Auch der LEH hat gerade andere Sorgen, als die IT-Umstellung der Kassen. Aber noch viel mehr macht die Corona-Pandemie dem gesamten Handel, wie zum Beispiel der Textilbranche zu schaffen. Viele klagen über eine starke temporäre Überlastung und Liquiditätsengpässe. Deswegen haben sich Ende März acht Spitzenverbände zusammengeschlossen. Auch der HDE hat sich der Aktion angeschlossen. Gemeinsam haben sie einen Brandbrief an den Finanzminister Olaf Scholz verschickt. Hauptthema ist die dringende Bitte um eine weitere Schonfrist. Denn genügend Unternehmen kämpfen ums Überleben. Da hat keiner Gelder für die Umstellung der Kassen übrig. Zumal noch absolut unklar ist, was die ganze Nachrüstung kosten wird. Die Regierung rechnet mit nur 10 Euro pro Kasse. Die Händler vermuten, dass sie mit circa 300 Euro Unkosten pro Kasse rechnen müssen. Eine Summe, die zu Coronazeiten auch erst einmal gestemmt werden muss. Zumal sich die Umsetzung momentan richtig schwierig gestalten würde. Teilweise sind Filialen geschlossen. Und wenn sie geöffnet sind, erschweren behördliche Auflagen wie die Einhaltung der Mindestabstandsregeln die Umsetzung.

Ziemliche Zwickmühle also. Einerseits hat der Handel schon genügend Schonfrist bekommen. Anderseits ist eine Umsetzung ohne das technische Know-how schier unmöglich. Erst recht im Corona-Chaos. Was sagt ihr dazu? Schreibt uns eure Meinung hierzu auf Supermarkt Inside oder bei Facebook.

Fotos: Archiv Supermarkt-Inside

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