Nestlé: Sparprogramm mit Beigeschmack – 16.000 Stellen entfallen

Sparprogramm mit bitterem Beigeschmack: Nestlés neuer Chef streicht 16.000 Stellen

Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé steht erneut im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit – diesmal wegen eines massiven Stellenabbaus. Der neue Konzernchef Philipp Navratil, seit September 2025 im Amt, hat ein drastisches Sparprogramm angekündigt: Weltweit sollen rund 16.000 Arbeitsplätze wegfallen. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens nach schwierigen Jahren leicht zu erholen scheint, setzt Navratil auf harte Einschnitte. Sein Ziel: ein effizienterer, profitablerer Konzern. Doch der Preis dafür ist hoch – und sorgt für Kritik.

Strategiewechsel mit Folgen

Navratil folgt auf Mark Schneider, der nach acht Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Ruhestand ging. Während Schneider vor allem auf Diversifizierung und den Ausbau wachstumsstarker Geschäftsbereiche wie Tiernahrung oder Gesundheitsprodukte setzte, verfolgt sein Nachfolger einen deutlich strikteren Sparkurs. Die Restrukturierung soll den Konzern schlanker und agiler machen – so die offizielle Begründung. “Wir müssen die Strukturen vereinfachen und schneller auf Marktveränderungen reagieren können”, erklärte Navratil in einer Mitteilung an die Mitarbeitenden. Der Konzern wolle sich “strategisch neu aufstellen”, die Digitalisierung vorantreiben und interne Prozesse automatisieren. Die Streichung von rund 16.000 Stellen sei dafür “unvermeidbar”.

Weltweit betroffen – auch in Europa

Die Kürzungen betreffen laut Unternehmensangaben alle Regionen, wobei der Schwerpunkt in Verwaltung und Vertrieb liegt. Besonders stark betroffen sind Standorte in Europa und Nordamerika. Allein in der Schweiz, dem Stammsitz des Konzerns, sollen über 2.000 Jobs abgebaut werden. Auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien stehen Tausende Stellen auf dem Spiel. Die betroffenen Beschäftigten sollen Abfindungen erhalten oder bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt werden. Gewerkschaften reagieren dennoch empört. “Nestlé fährt Rekordgewinne ein und setzt gleichzeitig Tausende Menschen auf die Straße”, kritisierte der internationale Gewerkschaftsverband IUF. Der Personalabbau sei nicht sozialverträglich und gefährde Existenzen.

Wirtschaftlich auf Erholungskurs

 

Ironischerweise kommt die Sparmaßnahme zu einem Zeitpunkt, an dem sich Nestlés Geschäftslage leicht verbessert. Nach mehreren Quartalen mit stagnierendem Umsatz verzeichnete der Konzern im dritten Quartal 2025 ein Umsatzplus von 4,2 Prozent. Besonders die Sparten Kaffee, Tiernahrung und Gesundheitsprodukte entwickelten sich positiv. Navratil betont jedoch, dass diese Erholung nicht ausreiche. Die Inflation, hohe Rohstoffpreise und ein sich wandelndes Konsumverhalten belasten das Geschäft weiterhin. Vor allem die Nachfrage nach klassischen Fertigprodukten sei rückläufig. Gleichzeitig wächst der Konkurrenzdruck durch kleinere, innovative Marken, die gezielt auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzen.

Imageproblem verschärft sich bei Nestlé

Mit dem Stellenabbau droht Nestlé ein weiteres Imageproblem. Der Konzern stand in der Vergangenheit immer wieder wegen Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Ob Wasserprivatisierung, Kinderarbeit auf Kakaoplantagen oder Mikroplastik in Produkten – der Ruf des Unternehmens ist angekratzt. Der jüngste Personalabbau dürfte diese Wahrnehmung kaum verbessern. Kommunikationsexperten sehen Nestlé vor einer schwierigen Aufgabe. “In einer Zeit, in der soziale Verantwortung immer stärker eingefordert wird, wirkt ein Massenabbau wie ein Rückschritt”, erklärt der Zürcher Wirtschaftsanalyst Thomas Bieri. Es werde entscheidend sein, wie transparent und fair der Konzern mit den Betroffenen umgehe – und ob es gelingt, die wirtschaftliche Notwendigkeit glaubhaft zu vermitteln.

Blick in die Zukunft

Ob Navratils Strategie langfristig aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Einsparungen sollen dem Unternehmen jährliche Kostenvorteile in Milliardenhöhe bringen. Gleichzeitig riskiert Nestlé, durch den Verlust erfahrener Mitarbeitender und den Imageschaden an Innovationskraft und Vertrauen zu verlieren. Für die Mitarbeitenden ist die Botschaft jedoch eindeutig: Der Sparkurs hat Priorität – und die soziale Verantwortung scheint, zumindest kurzfristig, hintanzustehen. Es ist ein Neustart unter harten Vorzeichen.

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