Erlebnisplatzierungen zur Saison im LEH!

Lemke informiert:

Erlebnisplatzierungen im Lebensmitteleinzelhandel – Ideen und Praxistipps- für mehr Umsatz und Abgrenzung zum E-Commerce.

Vom Handelsberater Hans Günter Lemke

Der klassische Lebensmitteleinzelhandel befindet sich seit einigen Jahren in einem deutlichen Wandel. Während früher der reine Verkauf von Lebensmitteln im Vordergrund stand, erwarten Kundinnen und Kunden heute deutlich mehr von einem Supermarkt. Sauberkeit, Frische, Inspiration, Emotionen und Einkaufserlebnisse. In einer Zeit, in der viele Standardprodukte bequem online oder per Lieferdienst bestellt werden können, gewinnt der stationäre Handel vor allem durch das, was Online-Shops nicht bieten können. Dazu gehören die persönliche Ansprache, sinnliche Eindrücke und das Gefühl, Teil einer genussvollen Erlebniswelt zu sein. Genau hier setzt das Konzept der Erlebnisplatzierung an. Es verbindet Warenpräsentation, Storytelling und Interaktion zu einem Gesamterlebnis, das emotional anspricht und verkaufsfördernd wirkt.

Erlebnisplatzierungen sind gestaltete Verkaufsflächen, die über reine Regalpräsentationen hinausgehen. Sie schaffen Themenwelten, erzählen Geschichten und binden Kundinnen und Kunden aktiv ein. Im Lebensmitteleinzelhandel bietet sich dieses Konzept in besonderer Weise an, denn kaum ein anderes Sortiment spricht so stark über Genuss, Qualität und Lebensfreude. Ob Obst und Gemüse, Feinkost, Backwaren, Getränke oder Convenience-Produkte – für jede Warengruppe lässt sich eine eigene Erlebniswelt gestalten.

Ziel der Erlebnisplatzierungen:

Ein zentrales Ziel von Erlebnisplatzierungen ist es, Emotionen zu wecken und Kaufimpulse auszulösen. Kundinnen und Kunden sollen nicht nur über den Preis nachdenken, sondern sich vorstellen, wie sie mit den Produkten Genussmomente schaffen oder gesunde Mahlzeiten zubereiten können. Eine liebevoll gestaltete Themenwelt, die alle Sinne anspricht, kann diesen Effekt deutlich verstärken. Dabei geht es nicht um teure Großinszenierungen, sondern um stimmige Details und authentische Geschichten, die das Thema greifbar machen.

Ein Beispiel: Eine Erlebnisplatzierung unter dem Motto „Sommer, Sonne, Grillgenuss“. Hier kann der Markt mit einem Holzkohlegrill, Holzkisten voller Grillsoßen, mariniertem Fleisch, vegetarischen Alternativen, frischen Kräutern und Getränken eine stimmige Szene schaffen auch im Winter. Ergänzt durch Rezeptkarten, QR-Codes zu Grilltipps oder eine kleine Verkostungsstation entsteht eine lebendige Grillwelt. Die Kundschaft kann unmittelbar erleben, wie einfach sich ein perfekter Grillabend gestalten lässt und greift so zu mehr Produkten, als ursprünglich geplant.

Auch der Bereich Obst und Gemüse eignet sich hervorragend für Erlebniswelten. Statt nur Kisten aneinanderzureihen, kann eine Themenfläche unter dem Motto „Vitaminkick für den Tag“ gestaltet werden: farbenfrohe Früchte, frisch gepresste Säfte zum Probieren, Infokarten zu Herkunft und Vitamingehalt, flankiert von passenden Artikeln wie Smoothie-Bechern oder Küchenhelfern. Eine dezente Soundkulisse und frische Zitrusdüfte sorgen zusätzlich für Atmosphäre. So wird aus einem Standardbereich eine Bühne, die Lust auf gesunde Ernährung macht.

Viele Themen sind möglich…

Ein weiterer Praxistipp ist die Einbindung saisonaler Themen. Im Frühjahr und Sommer eignen sich Erlebnisplatzierungen zu „Picknickzeit“, „Eis & Erfrischung“ oder „Leichte Sommerküche“. Im Herbst und Winter können Themen wie „Herbstküche mit Kürbis“, „Weihnachtsbäckerei“ oder „Wohlfühlgerichte für kalte Tage“ im Mittelpunkt stehen. Saisonale Erlebniswelten bieten die Chance, wechselnde Schwerpunkte zu setzen und das Sortiment lebendig zu präsentieren. Sie regen zu Mehrkäufen an, da Kundinnen und Kunden regelmäßig Neues entdecken, zum Beispiel zur Spargelsaison, zur Erntezeit oder in der Adventsperiode.

Interaktive Elemente verstärken den Erlebnischarakter zusätzlich. Kleine Verkostungsstationen, Kochvorführungen oder Duftinseln schaffen Nähe und Vertrauen. Auch Themen wie „Zero Waste“, „Regionale Spezialitäten“ oder „Bio entdecken“ können aktiv erlebbar gemacht werden, z.B. durch Mitmachaktionen, digitale Info-Tafeln oder QR-Codes zu Produzenten-Videos. Für Kinder eignen sich kleine Spielecken oder ein „Mini-Bäcker-Tag“, bei dem sie Teig formen dürfen. So wird der Einkauf zu einem sinnlichen Erlebnis für die ganze Familie.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Authentizität der Präsentation. Kundinnen und Kunden spüren sofort, ob ein Thema mit Leidenschaft umgesetzt ist. Erlebnisplatzierungen sollten nicht überladen wirken, sondern klar und emotional gestaltet sein. Storytelling hilft, den roten Faden zu halten: Ein ansprechender Slogan oder eine kurze Geschichte zum Thema „Vom Feld direkt in die Küche“ oder „Ein Stück Italien für zuhause“ – vermittelt Identität und Glaubwürdigkeit.

Warmes Licht sorgt für Frische und Wohlgefühl:

Auch Licht, Farbe und Duft spielen eine große Rolle. Warmes Licht sorgt für Frische und Wohlgefühl, gezielte Spots lenken den Blick auf Highlights. Farben unterstützen das Thema – kräftige Töne für Grill- und Genusswelten, Naturfarben für Bio- und Regionalflächen, kühle Blau- und Weißtöne für Frischebereiche. Dezente Düfte wie frisch gebackenes Brot, Kräuter oder Zitrone verstärken das emotionale Einkaufserlebnis, sollten aber gezielt eingesetzt werden, um nicht aufdringlich zu wirken.

Für die Umsetzung braucht es kein großes Budget. Oft genügen Kreativität und Engagement. Alte Weinkisten, Obststeigen, Kräutertöpfe oder Stoffbahnen lassen sich günstig beschaffen und vielseitig einsetzen. Auch Kooperationen mit regionalen Produzenten, Winzern oder Food-Bloggern bieten sich an: Verkostungen, Thementage oder Kochshows schaffen Aufmerksamkeit und stärken die Kundenbindung.

Ein weiterer Praxistipp ist die regelmäßige Erneuerung der Erlebnisflächen. Dauerhafte Installationen verlieren schnell ihre Wirkung. Kleine Veränderungen – ein neues Dekoelement, ein frisches Thema oder saisonale Rezeptideen – halten die Präsentation lebendig. Mitarbeitende können aktiv einbezogen werden: Wer seine eigene Themenwelt gestaltet, bringt automatisch Begeisterung ins Verkaufsgespräch – und das spüren die Kundinnen und Kunden.

Langfristig betrachtet können Erlebnisplatzierungen den Lebensmitteleinzelhandel deutlich vom Online-Wettbewerb abheben. Sie schaffen emotionale Bindung, fördern Spontankäufe und stärken das Image des Marktes. Vor allem aber vermitteln sie Kompetenz, Leidenschaft und Nähe, Das sollten Werte im Lebensmittelhandel sein. Kundinnen und Kunden sollen nicht nur einkaufen, sondern genießen, entdecken und sich inspiriert fühlen.

Fazit:

Erlebnisplatzierungen sind weit mehr als dekorative Verkaufsinseln. Sie sind strategische Instrumente, die den Einkauf emotional aufladen, Markenbindung fördern und den Umsatz steigern. Wer sie gezielt und mit Herzblut einsetzt, verwandelt seinen Markt in eine Genusswelt, die Menschen begeistert, inspiriert und zum Wiederkommen einlädt.

H.G. Lemke

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