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Christmasworld: Vom General-Manager zum Flaschensammler.

Warum der Johannesberger Martin Beucker Anzug gegen Blaumann tauschte und heute Altglas sammelt.

Eine sechsköpfige Familie, ein großes Haus – und keinen Job mehr. Da bekommt so mancher Existenzängste. Nicht so Martin Beucker:
Der ehemalige General-Manager beginnt aus Einwegflaschen Windlichter zu fertigen. Statt zu Meetings in Tel Aviv oder Moskau reist 
der vierfache Vater nun zu Weihnachtsmärkten und Messen im Umland – mit Erfolg.

„Wenn ich etwas mache, dann richtig“

sagt Martin Beucker. Sein Lebenslauf scheint das zu bestätigen: Studium der Textil- und Bekleidungstechnik mit Abschluss in sechs statt acht Semestern. Danach Manager-Positionen bei H&M und s.Oliver. Später internationale Verantwortung für Marken wie The North Face, Timberland oder Wrangler. Gut vier Jahre pendelt Beucker jobbedingt zwischen dem Johannesberger Familienwohnsitz und Bornem in Belgien, später Lugano in der Schweiz. Dazwischen immer wieder Dienstreisen durch Europa oder den mittleren Osten. Seine Frau, die drei Söhne und die Tochter sieht der Vertriebsprofi nur am Wochenende und in den Ferien.

Familie Beucker

Zeit für die Familie

Als 2012 ein Jobangebot kommt, im nahen Frankfurt die deutsche Niederlassung eines italienischen Modekonzerns zu leiten, packt Beucker die Gelegenheit beim Schopf, freut sich über mehr Zeit mit der Familie. Drei Jahre später dann das Aus: Die traditionelle Führungsriege und der innovationsfreudige Deutschlandchef haben unterschiedliche Vorstellungen über die strategische Ausrichtung im deutschen Markt. Die Trennung ist einvernehmlich.

Kreative Pause

„Ich brauchte erstmal eine kreative Pause“, erinnert sich der 49-Jährige, der damals die freie Zeit unter anderem dafür nutzt, in seiner kleinen Werkstatt einen Gartenstuhl aus Holz zu bauen. Weil er aus seinen Produktmanagerzeiten noch das Motto „kein Produkt ohne Namen“ kennt, entwickelt er kurzerhand aus der Kombination seines Vor- und Nachnamens die Marke MaBe. Bei der Einweihung des Stuhls im Garten zerbricht ein Flaschen-Windlicht, das die Familie von Freunden geschenkt bekam. Beucker will für die übrig gebliebene Hänge-Halterung ein neues Gehäuse aus einer alten Einwegflasche bauen und stellt fest: Das ist gar nicht so einfach. Schließlich tüftelt der Hobby-Handwerker solange, bis das nachgebaute Ergebnis besser ist, als das zerbrochene Original. Sein Werk ist inzwischen als Gebrauchsmuster eingetragen.

Die Marke MaBe entsteht

Aus dem Flaschenwindlicht-Bauen als Mitbringsel für Freunde entsteht schließlich eine Geschäftsidee: Den Upcycling- und Nachhaltigkeits-Trend mitzugehen und die Produkte in den Handel zu bringen. Beuckers Ehefrau Ute gründet ein Kleinunternehmen und eröffnet einen Onlineshop. Auf der Suche nach Rohmaterial zieht Martin Beucker regelmäßig in Arbeitsklamotten los, um in den Kneipen und Restaurants der Umgebung Altglas einzusammeln. „Nicht selten bin ich auf der Suche nach besonders schönen Flaschen in Container gestiegen und mit Scherben an den Schuhsohlen nach Hause gekommen“, schmunzelt er. Mit 30 Windlichtern stehen die Beuckers vergangenes Jahr erstmalig auf dem Johannesberger Adventszauber. „Die rege Nachfrage erklärten wir uns damit, dass die Leute aus dem Ort uns kennen und aus Gefälligkeit kaufen“, erinnert sich Ute Beucker. Doch auch auf dem Weihnachtsmarkt der Auberge de Temple ist das Interesse groß. Spätestens auf dem Seligenstädter Frühlingsmarkt, als Käufer sogar mehrmals vorbeikommen, um Nachschub zu holen, merken die beiden: Mit ihrer Idee, einer eigentlich nutzlosen, leeren Einwegflasche eine neue Funktion zu geben und sie zu einem Designobjekt zu machen, scheinen sie einen Nerv der Zeit zu treffen.

von der Hofwerkstatt zur B2B Messe in Frankfurt

„Das war der Zeitpunkt zu dem wir uns entschieden, wir nehmen das jetzt ernst, MaBe soll richtig groß werden“,

betont Martin Beucker, der, ganz nach Manager-Art, bereits nach wenigen Monate die ersten Prozesse im kleinen Familienunternehmen professionalisiert hat. Wenn seine Frau Ute zu den Restaurants und Destillerien fährt, steht inzwischen das Altglas bereits in Kisten bereit. Vor seiner Werkstatt fordert ein Schild Nachbarn auf, Flaschen statt im örtlichen Altglascontainer bei Familie Beucker zu entsorgen. Die Holzwerkstatt hat ausgedient. Stattdessen ist in einem Nebengebäude des Hauses eine kleine Produktionsstraße entstanden. „Damit kann ich nun bis zu 300 Einwegflaschen am Tag zu Windlichtern umarbeiten“, so der Macher. Weil in der Produktion auch viel Wasser zum Einsatz kommt, stehen die Schneide- und Schleifmaschinen auf einem Gitterpodest. So kann das Wasser gut ablaufen und nasse Füße beim Arbeiten gehören der Vergangenheit an. Vier Teilzeit-Mitarbeiter gehören zum kleinen Familienunternehmen: Die Kinder Emil, Elise, Egon und Eduard packen mit an und setzen sich ihre eigenen Ziele, wie viele Flaschenwindlichter sie in einem Monat produzieren wollen.

Auf zur Christmasworld

„Einmal im Monat ist Betriebsversammlung“ so Beucker. Ihm ist wichtig, dass jeder in der Familie weiß, wie es dem Betrieb geht, wie die Zahlen sich entwickeln und was die nächsten Ziele sind: „Nach einem sehr erfolgreichen Stand auf dem Museumsuferfest in Frankfurt stellen wir dort nun im Januar auf der Messe Christmasworld aus“, erzählt Beucker vom bislang größten Projekt des noch jungen, sich rasant entwickelnden Familienunternehmens.

Beitragsbild und Fotos: MaBe mit freundl. Genehmigung

 

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